Meine Bücher – was bedeuten Bücher eigentlich für mich?

Als Kind habe ich entdeckt, dass man mit Büchern der manchmal etwas farblosen Realität entfliehen kann.

Ob ich jetzt mit den fünf Freunden in England Piraten jagte oder mit den drei ??? Finsterlingen auf den Fersen war.  

Pippi Langstrumpf, das stärkste Mädchen der Welt hat mir gezeigt, dass man sich auch als Kind einen kleinen Teil der Welt selbst gestalten kann. 

Mit Old Shatterhand und Kara ben Nemsi habe ich gelernt, dass ich mit der richtigen Vorlage sogar eine andere Identität annehmen kann.
Hans Kneifel und Willi Volz führten mich in ein Universum hinaus, in dem alles möglich ist. Man muss es sich nur vorstellen können.


Irgendwann wollte ich das auch selbst ausprobieren. Aber außer einigen nicht beachteten Beiträgen in längst vergessenen Fanzines kam nicht allzu viel dabei heraus. Allzu sehr habe ich mich nicht gegrämt, das Leben selbst war so spannend, ich hatte gar keine Zeit, Geschichten zu erzählen. Denn genau das macht einen guten Autor aus, das habe ich inzwischen gelernt: Die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, sein Publikum mitzureißen, zu verzaubern.

Ja, und plötzlich hatte ich Zeit – viel Zeit. Ich hatte nicht nur Zeit, sondern auch viel zu erzählen. Erst auf meiner privaten Homepage, dann auf Papier. Mir fiel wieder ein, wie es sein kann, seine Geschichten zu erzählen, diesmal sogar seine eigenen Geschichten, seine eigene Geschichte. 

Und dann entdeckte ich, welches Potenzial in diesen kleinen, unscheinbaren Plastikkästchen stecken kann, die nichts anderes können, als Bücher darzustellen. Mit einem E-Book Reader, wie sich diese kleinen Kästchen nennen, kaufe ich keine Bücher mehr, die ich mir ins Regal stellen und immer wieder drin schmökern kann. Nein, ich kann den Inhalt der Bücher, das, was drin steht, quasi die Essenz, in den Kasten einsaugen und immer, wenn mir der Sinn danach steht, darin lesen. Die heutigen E-Book Reader können mehrere hundert, manche mehrere tausend Bücher speichern. Man stelle sich den Koffer vor, der in den Urlaub mit zu schleppen wäre – oh weh!

Heute müsste ich für so manches Buch eine Brille aufsetzen. Das Alter fordert einfach seinen Tribut. Im Laufe der Jahre verkürzen die Arme. Schon gemerkt? Es sind gar nicht die Augen. Die Arme sind es!
Wie? Beweisen? Na gut:
Mit 12 Jahren: „Komme gleich, ich binde mir nur noch schnell die Schuhe zu!“
Heute: „Ich komme gleich, muss nur noch – äh – Schatz, könntest du bitte mal?“
Meine Schuhe finde ich heute noch genau so leicht, wie mit 12. Sie liegen genau dort, wo sie gestern Abend von der Wand geprallt sind.

Mit einem E-Book Reader stelle ich jedenfalls einfach die Schrift größer, statt meine Brille zu suchen, die ich auf der Stirn vergessen habe.
Was allerdings nicht mehr geht: Wenn der Tisch wackelt, dann müssen Bierdeckel herhalten, die freche Fliege, die sich dauernd auf mein Bein setzt, die muss auf die Klatsche warten. Ja und ein Streit mit dem Ehegespons macht auch keinen Spaß mehr. Merke: Köpfe von Ehefrauen sind härter als die Gehäuse mancher E-Book Reader.

Wir haben uns jetzt auf Kissen geeinigt, die tun auch nicht so weh. 

 
Manche fragen mich, warum ich denn Bücher aufführe, die vergriffen sind.
Ja, warum denn nicht?
Schließlich habe ich in jedes einzelne eine Menge Herzblut gesteckt. Und ich bin schon ein bisschen stolz auf meine Bibliographie.
Außerdem – würde ich nur die Bücher aufführen, die gerade aktuell sind, wäre die Seite ziemlich kurz.
 
Diese Bücher sind leider schon vergriffen, aber ich bin stolz auf jedes, ob als Co-Autor oder Einzelkämpfer:

Das war ein richtig heißes Projekt. Gelingt es, in einer Woche eine Anthologie zum Thema Olympia zu schreiben und bis zum Beginn der Spiele zu veröffentlichen, ohne seine eigenen Qualitätsmaßstäbe zu vernachlässigen?

Mit acht beherzten Autoren, vielen fleißigen Lektoren, einem unglaublichen Coverdesigner und jeder Menge Herzklopfen haben wir uns der Herausforderung gestellt.
Eine Herausforderung macht natürlich erst dann richtig Spaß, wenn man dabei auch verlieren kann.

Das E-Book ist rechtzeitig fertig geworden, jede einzelne Geschichte ist eine eigene Sache. Acht verschiedene Geschichten von acht Autoren mit acht zum Teil sehr unterschiedelichen Schreibstilen.

Ob wir die Wette gewonnen haben?
Das entschieden unsere Leser mit ihren Downloads und Bewertungen – Wir haben gewonnen!

Mir hat es außerdem richtig viel Spaß gemacht.

Mein Beitrag dabei: Wer gewinnt?
Der paralympische Bogenschütze Horst lernt die Läuferin Ramona kennen. Die oberflächlich und vom Erfolg verwöhnt wirkende Göre stellt sich als warmherzige, intelligente junge Frau heraus. Beide freuen sich auf ein sportliches Ereignis, die Chance, neue Freunde zu finden und sich mit der Weltspitze zu messen. Zufällig hört Horst mit, wie jemand den Auftrag erhält, Ramonas selbst entwickelte Rennprothesen zu sabotieren. Der Auftraggeber ist schnell gefunden, aber wer ist der Maulwurf im Team? Hat Ramona noch eine Chance? Und was ist mit Horsts eigenen sportlichen Ambitionen?

Kleine Anekdote am Rande: Eigentlich hieß der Titel „Rennfüße“, bezogen auf Ramonas Rennprothesen.
„Wer gewinnt, Mensch oder Material?“ war als Untertitel gedacht, um den einen oder anderen neugierig zu machen. In der Hektik hat sich irgendwo bei der Übermittlung als Titel dann: „Wer gewinnt?“ eingeschlichen. Ob das beim Überspielen passiert ist, beim Setzen, oder ob vielleicht doch der berühmte MR. X das Buch irgendwo auf einem Knotenrechner im Internet abgefangen und ganz gemein verfremdet hat, wir werden es nie erfahren. Inzwischen gefällt uns der Titel besser, als das Original.

Bis zu den Paralympics selbst hatten sich einige Läufer neue Rennfüße gebaut oder bauen lassen und konnten auf einmal mit dem allen davon laufenden Südafrikaner Oscar Pistorius mithalten. Nicht nur das, das eine oder andere Mal war sogar ein anderer schneller. Pistorius hat auch prompt beim Schiedsgericht Beschwerde eingelegt.

Die Rennfüße seiner Konkurrenten entsprachen dem Regelwerk – wer hat denn nun gewonnen, der Läufer oder die Füße?

Das Leben schreibt nicht nur die besseren Geschichten, es hat manchmal auch selbst ganz gute Ideen …

Im Schatten der Medaille ist zwar vergriffen, aber „Wer gewinnt?“ ist in „Die unglaublichen Abenteuer des Señor Sastre“ eingeflossen. Jetzt wieder unter dem ursprünglichen Titel „Rennfüße“.

Noch ein Projekt, das mir richtig Spaß gemacht hat.

Das darf nur mein Verleger nicht wissen, nachher muss ich noch dafür bezahlen, statt Tantiemen zu bekommen. Nee – das ist natürlich Quatsch. Mein Verleger würde mir sogar sehr gerne mehrere Millionen Tantiemen zahlen.

Wie komme ich jetzt wieder von dem dünnen Eis runter? Mmmmh, mal sehen:
Für mich war es eine besondere Ehre, mit Autoren zusammen zu arbeiten, die früher zu meinen Lieblingsautoren zählten und das heute noch tun.

Mit H. L. Ween, der Altmeister der Spannung zum Beispiel: Früher hätte ich mir eine Autogrammkarte von ihm an die Wand gehängt. Heute verbindet uns etwas, das man zu Zeiten des beschriebenen Papiers als Brieffreundschaft bezeichnet hätte.
(Für die Autogrammkarte habe ich übrigens immer noch Platz an meiner Trophäenwand, Herr Kollege.)


Und was meint der Klappentext?

„Wenn mal so wieder alles richtig schief läuft – in der Vorweihnachtszeit! Von wegen Besinnlichkeit… Das passende Geschenk im Sonderangebot muss man sich erst noch erobern, um dann festzustellen, dass dies doch nicht das richtige war. Oder: Sie könnten am liebsten ihren Lebenspartner um die Ecke bringen, weil Sie schier zur Weißglut gebracht werden. Und: Vorsicht liebe Ehegatten: Je hässlicher die Krawatte, um so größer das Risiko, dass das sehr bald auch eintrifft. Also. Weihnachten – wie jedes Jahr! Lesen Sie 11 humorvolle, skurrile und spannende Geschichten rund um die Vorweihnachtszeit und das Fest der Feste selbst… und am Ende bleibt womöglich auch noch der Weihnachtsmann im Kamin stecken!“
Auch dieses E-Book ist leider vergriffen.

Schockstarre

Ich bin ja weniger der Horror-Autor. Dachte ich jedenfalls. Aber als mein Freund und Kollege H.L.Ween mich fragte, ob ich nicht etwas für seine Schockstarre-Serie schreiben möchte, hat mich die Herausforderung aber doch gereizt. Mal was Gruseliges, warum eigentlich nicht? Siehe da, meine kleine Kurzgeschichte gefiel sogar den Lesern.

Ich freute mich, regelmäßig Geschichten zur Schockstarre-Serie beizusteuern – jede war eine neue Herausforderung.

Bei Wolfgang, der mit unserer Kollegin Barbara Wegener das Autoren-Duo BABSIWEEN geschaffen hat, fühlte ich mich in guten Händen. Schließlich war und bin ich immer noch der kleine Nachwuchs-Schreiberling, was mich meine Lektoren aber nie spüren lassen.

Im Gegenteil, dass ich durchaus ernstgenommen werde, merkte ich, als sie mir eine Geschichte, die ich für ungeheuer innovativ hielt, gnadenlos kassiert haben. „Das war nichts, das kannst du besser“. Nicht „Versuche mal eine nicht so allgemeine Formulierung“ oder „Das Szenario ist da und dort nicht schlüssig“. Pfeifendeckel! „Das war nichts“, ein kräftiger Tritt ins leicht ramponierte Ego und weiter im Takt. Nachdem ich mein Kinn auf Nabelhöhe eingesammelt habe, flog die Geschichte in die Tonne und ich schrieb eine neue, ganz andere.  

Mit den Grauenvollen Drei haben wir das Ende der ersten Staffel erreicht. Das kleine Experiment hat sein eigenes Leben entwickelt, auf das das gesamte Team stolz wie Bolle sein darf. Die Cover von Karsten Sturm sind dabei der Punkt auf dem gruseligen i.

Mit der Jubiläums-Folge 25 begann die 2. Staffel. Kein Aufguss. Nichts Aufgewärmtes, es wurde weiter gegruselt – á la Chichilista. Frische, unverbrauchte Ware. Die meisten Geschichten steckten noch in den Tastaturen, als ich die erste Fassung dieses Artikels schrieb. Für uns Autoren war das mindestens genauso spannend. Wir haben auch in der 2. Staffel alles getan, damit die Spannung bei euch, unseren Lesern ankommt. Auch hier unterstützt von Karsten Sturm mit seinen außergewöhnlichen Covern.

Leider hat sich gegen Ende der 2. Staffel diese Gemeinschaft aufgelöst. Verleger und Redakteur gingen getrennte Wege und die Serie wurde auf Eis gelegt. Ich bin gespannt, in welcher Form die Geschichten wieder erscheinen werden.
Erst war ich ziemlich geschockt. Inzwischen habe ich gelernt, dass das zum Leben nicht nur eines Autoren dazu gehört. Man trifft sich, geht einen Teil des Weges gemeinsam. Irgendwann kann man nichts mehr voneinander lernen und trennt sich in aller Freundschaft. Schließlich entwickelt man sich weiter.
So scheint das wohl bei den meisten Kreativen zu sein.

Für mich als „Jung-Autor“ ist es immer noch spannend, die tollsten Dinge auszuhecken.
Manches funktioniert, andere Dinge erweisen sich als nicht so prickelnd, aber genau daraus lernt man ja.

Wie heißt es doch in neudeutsch? „Never change a winning team“.